3852 km legte ich in drei Wochen ohne technische Probleme zurück, bis auf ein abgerissenes Bremslichtkabel und einen beinahe abgefallenen Außenspiegel.
Die Fahrt führte von Chemnitz aus über die Tschechei, Slowakei, Ungarn mit Zwischenstop am Balaton über Zagreb nach Rijeka und von dort aus die Küstenstrasse entlang nach Süden bis Sibenik auf die Insel Murter.
Ein nicht zu unterschätzendes Problem ergab sich bereits an der tschechisch-slowakischen Grenze als der Grenzer seine Nase etwas weiter in das Wageninnere steckte und bemerkte, dass ich nicht angeschnallt war. Sein Deutsch und mein Slowakisch bewegten sich auf etwa dem gleichen Niveau und so war es unmöglich, ihm zu erklären, warum dieses Auto keinen Sicherheitsgurt besitzt. Nach mehreren Beratungen mit seinen Kollegen, die ihre Köpfe im übrigen bedrohlich schüttelten, war er jedenfalls der Meinung, dass ich so nicht weiterfahren dürfe. Wer nun diese Art Grenzübergang kennt, wird sicher schon ahnen was sich hinter mir abspielte ( es war an einem Sonntag gegen 11.00Uhr vormittags). Die ohnehin schon lange Schlange wurde immer länger und selbst die Grenzer wurden etwas nervös, wohl auch, weil sie so etwas noch nicht erlebt hatten? Ich weiß es nicht, jedenfalls ließ man mich nach einer erneuten Beratung meiner Wege fahren, mit der Bemerkung, ich hätte dann ein Problem, wenn mich die Polizei anhalten würde. Gut also erst einmal, zwar überlegte ich ernsthaft, ob ich mir irgendwo ein paar Gurte besorgen sollte und sie mir wenigstens so umhängen, aber ich habe es dann ganz einfach ohne riskiert.
Ursprünglich wollte ich sowieso nur die Slowakei erkunden. An die Tatra hatte ich so gedacht und drei Wochen Urlaub waren auch eingeplant, aber wer sich noch an die Monate Juli/August erinnern kann, wird verstehen, dass ich mich nicht nach Regen sehnte sondern nach ein wenig Sonne, und so zog ich nach Süden. Erster Zwischenstop war in Ungarn am Balaton und ich fühlte mich sofort wie zu Hause denn.....es regnete. Ich traf dann in Siofok liebe Bekannte und blieb zwei Tage, es regnete zwar nicht mehr aber es war dort sehr windig und ich entschloss mich zur Weiterfahrt als ich morgens um 6.00 Uhr 13 Grad am Thermometer ablesen musste.
An der kroatischen Grenze hatte man ernsthafte Zweifel, dass es sich um meine eigenen Fahrzeuge handelt und dass ich damit in den Urlaub fahren würde. Glaubte man, ich wollte damit ein Geschäft machen? Als ich dann nach und nach meine Campingutensilien hervorkramte schwanden die Zweifel langsam. Natürlich wollte man auch dort als Oldtimer-interessierter Grenzposten einen Blick unter die Motorhaube werfen.
Nächstes Ziel war dann Rijeka am nördlichsten Zipfel der Adria zwischen Dalmatien und Istrien. Bis dahin war es doch etwas beschwerlich, schier endlose Autobahn, in sehr gutem Zustand aber kein Parkplatz und vor allem keine Tankstelle! Aber ich hatte 25 Liter Benzin und Zweitaktöl an Bord. Auch wurde uns manchmal ganz schön warm, dem Auto und auch mir und so legten wir doch hin und wieder eine Pause am Berg ein. Am 1.August gegen 17.00 Uhr erreichte ich dann einen Campingplatz und dann ging es endlich baden! Drei Tage erkundete ich dort die nähere Umgebung, dann zog es mich noch etwas weiter nach Süden, immer der Küstenstraße entlang.
Mehrere
Badepausen im kristallklaren Wasser machten die Tour erträglich.
Der
Campingwagen
bereitete dem Wartburg Bj.61 der zum 312er
umgebaut und von mir mit Scheibenbremsanlage und zusätzlichem
Frontkühler
versehen wurde kaum Probleme.
Bei verfügbaren 50 PS reduzierte sich die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit auf ca. 40 KM/h, was mir allerdings auch reichlich Gelegenheit gab, Land und Leute zu betrachten. Letztere galt es besonders zu beobachten, wenn sie mit Fahrzeugen, gleich welcher Art, auf den malerischen aber sehr engen Strassen unterwegs waren, und allesamt nur ein Ziel verfolgten: Überholen um jeden Preis! Jedoch verliefen alle halsbrecherischen Aktionen glimpflich und so erreichte ich am 04.08. gegen 19.00 Uhr die Insel Murter und einen Stellplatz- ein schattiges Plätzchen, wie sich dann am nächsten Tag herausstellte. Von hier aus unternahm ich in der kommenden Woche regelmäßig Ausflüge ins Hinterland und auch größere Touren.
Wenn
man sich die malerischen Städtchen an der Küste betrachtet, die
schon ein wenig an Italien erinnern, kann man kaum glauben, wie sich die
Szenerie verändert, kaum das man 30 Km ins Landesinnere fährt.
Viele Orte, die, vier Jahre nach dem Krieg noch immer völlig zerstört
sind und wohl auch nie wieder entstehen werden.
Häuser, die wahrscheinlich noch im Bau befindlich waren sind für
immer verlassen. Nur einmal sah ich in der Dunkelheit einen Lichtschein
durch ein notdürftig repariertes Dach dringen. Man sollte sicher auch
um diese Zeit nicht mehr durch solche Geisterstädte fahren, aber ich
hatte mich an diesem Abend doch etwas in der Zeit und mit der Strecke
verschätzt, so dass ich erst um 23.00 Uhr wieder auf dem Campingplatz war, um eine
nachdenklich
stimmende Erfahrung reicher und erleichtert.
Am
7.August dann zum Nationalpark Krka.
Unbeschreiblich,
man muss es gesehen haben.
Das klare Wasser, die Wasserfälle, die Anlage in ihrer Gesamtheit
ist von einer Schönheit, die man keineswegs an einem Tag erfassen
kann.
Nicht minder
schön ist natürlich auch die Karstlandschaft
der Kornati-Inseln, die man bei einem Bootsausflug in aller Ruhe näher
kennen lernen kann, zum Beispiel auf einer Fahrt zum berühmten Silbersee.
Ob Winnetou sich dort allerdings noch wohlfühlen würde ist fraglich,
er würde wahrscheinlich wieder von den Klippen springen.